Einsatztelegramm

20. Januar 2003

  • Ein Jogger hat zwei Personen an der Kanalböschung (Hohnstorfer Brücke, Einheitsgemeinde Bienenbüttel) entdeckt.
  • Zeuge ist von der POL vernommen worden
  • Alarmierung der Einsatzkräfte 12.15 Uhr
  • Polizei und Feuerwehr Minuten später vor Ort
  • Unfallursache wird derzeit vom Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen, Braunschweig ermittelt.
  • Verunglückter Pilot 35 Jahre Jens O. S. aus Rotenburg,
  • Rettungsassistent Reinhard L. aus Uelzen , 40 Jahre, sind schwer verletzt ins Rhönklinikum nach Uelzen gebracht worden
  • Arzt 36 Jahre,, Mark J. aus Uelzen tot geborgen aus dem Wrack
  • Der Hubschrauber Christoph19 war auf dem Rückflug von Boberg / HH, Krankentransport –Rückflug ins Uelzener Rhönklinikum

Unfallursache:

Vermutlich hat der Pilot versucht, die Brücke zu unterfliegen, was nach dem Luftfahrtgesetz streng verboten ist.
Nach Ermittlungen der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen hat er vermutlich dabei mit den Kufen die Eisschollen berührt, ist ins Trudeln geraten, hat sich überschlagen und ist in den eisigen ESK gestürzt. Der Rettungsassistent und der Pilot konnten sich über die Eisschollen , halb schwimmend, halb krabbelnd - laut Augenzeugen an das Ufer bewegen.
Der Notarzt wurde erst nach rund fünf Stunden tot geborgen. Taucher stellten fest, dass er mit seiner Kleidung offenbar an dem Sitz bzw. am Sicherheitsgurt hängen geblieben ist und sich somit nicht befreien konnte.

Dem Pilot wird von der Staatsanwaltschaft Lüneburg fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung sowie Verstoß gegen das Fluggesetz vorgeworfen.

Einsatzkräfte vor Ort:

  • Tauchergruppe Feuerwehr und DLRG Lüneburg, Uelzener Tauchergemeinschaft Feuerwehr und DLRG, im Ersteinsatz Taucher der Berufsfeuerwehr Hamburg
  • DRK
  • THW aus Lüneburg und Uelzen
  • Feuerwehren Bienenbüttel, Hohnstorf und Edendorf, Uelzen zusammen mit ca. 80 Einsatzkräfte und die FF LG mit ca. 15 Einsatzkräften
  • Polizei, Tauchergruppe und Absperrung der Landesbereitschaftspolizei mit ca. 70 Einsatzkräften

Insgesamt waren 250 Einsatzkräfte und Helfer , Fachleute und Behördenvertreter vor Ort.

Vorgehensweise:

  • Problem: Durch den massiven Eisgang kann die Absturzstelle zunächst nicht genau lokalisiert werden, weiter erschwert die Strömung (Schleusenöffnungen) die Suche nach dem Hubschrauber.
  • Nachdem die FF Bienenbüttel, zusammen mit der FF Edendorf und Unterstützung der FF Hohnstorf nach rund zweieinhalb Stunden das Wrack mittels Eishaken entdeckten und orteten, untersuchten Taucher die genaue Lage und Zustand des Hubschraubers. Vorher musste der Einstieg für die Taucher eisfrei gehalten werden - dies geschah durch ein Dreieck aus Steckleitern, die an einem Schlauchboot wasserseitig befestigt waren.
  • Die Taucher wurden unter Leitung von Martin Waltje, Orstbrandmeister Uelzen geführt. Die Ortsfeuerwehr Ulezen hatte ebenso technisches Equipment und Boote im Einsatz
  • Die Wassereinsatzstelle leitete Klaus-Georg Franke, Ortbrandmeister der FF Bienenbüttel und sein Team.
  • In der Zwischenzeit wurden durch den Einsatzleiter, Hans-Jürgen Hildebrand, Kreisbrandmeister LK Uelzen , Kranwagen und Tieflader , sowie das THW und sonstige Fachberater und Institutionen geordert.
  • Die Polizei riegelte das Einsatzgebiet weiträumig ab und nahm die Ermittlungen sofort auf.
  • Nachdem der abgestürzte Hubschrauber exakt geortet war, begann die Bergung des 36jährigen Notarztes. Helfer von THW und Feuerwehr bargen den Mann. Schaulustige und Pressevertreter wurden hier bewusst auf Abstand gehalten, wofür auf beiden Seiten gegenseitiges Einvernehmen über diese Maßnahme herrschte! Anschließende Pressegespräche wurden arrangiert und Fakten detailliert von den Einsatzleitern beantwortet.
  • Sofort danach sollte der Hubschrauber aus dem Wasser gezogen werden.
  • Taucher legten Ketten um die Kufen, die von Kranwagen auf die Wasser- und Eisoberfläche gebracht wurden. Langsam zog der Kran die Last kopfüber aus dem Wasser.
  • Die Ermittler des Untersuchungsstelle für Flugunfälle aus Braunschweig wollten das Wrack noch drehen lassen, um wichtige Beweismittel zu sichern. Dies stellte sich allerdings aus zu aufwendig und risikoreich heraus.
  • Der Kran hob das verunglückte Fluggerät, legte es dann kopfüber auf die nebenstehende Brücke ab und drehte es danach auf die Kufen .
  • Für die Feuerwehren begann nun das Bergen von mehreren hundert Litern hochentzündlichen Kerosin.
  • Sämtliche Zündquallen und metallische Gegenstände wurden entfernt. Der Kraftstoff in besondere Plastikgefäße aufgefangen und zum endgültigen Entsorgen zum Bienenbütteler Bauhof abtransportiert.

Weiter im Einsatz

  • Eisbrecher vom Wasser- und Schifffahrtsamt im Einsatz . Ziel: Einsatzfläche vom Eis befreien. Kanal gesperrt bis zum Abtransport des Wracks. Danach erfolge die Freigabe des ESK um 19.30 Uhr durch das Wasserschifffahrtsamt. Gut 20 Schiffe warteten den Bergungseinsatz ab, bis sie mit achtstündiger Verspätung ihre Fahrt fortsetzen konnten.
  • Feuerwehr Uelzen und Bienenbüttel, sowie das THW mit Booten im Einsatz. Kanaltiefe 4,00 Meter, Wassertemperatur 0,3 Grad Mögliche Tauchzeit der Taucher ca. 30 Minuten.

Erst gegen 20 Uhr erfolgte die Verladung des Hubschraubers auf einen Tieflader. Zu weiteren Untersuchungen wird er sofort zum BGS Standort nach Hainberg gefahren.

Technische Daten zum Hubschrauber

BO 105 Baujahr 91, 3000 Flugstunden,

Pilot hatte ca., 3000 Flugstunden , 2500 davon auf vergleichbarer Maschine,

Bei dieser BO 105 handelt sich nicht um das verunfallte Luftfahrzeug, das damals auf der B4 verunglückt ist. Nie zuvor gab es einen Unfall mit einem Hubschrauber der Bauart der B 105.

Medienvertreter

Rund 30 Kamerateams und Medienvertreter waren vor Ort. In guter Zusammenarbeit mit der Polizei organisierte die Feuerwehr zwei Pressekonferenzen und gab zwei Pressemitteilungen heraus. Hier bewährte sich eindeutig der neuen Einsatzleitwagen der FF Bienenbüttel, ausgestattet mit Drucker und Laptop und der dazugehörigen Energieversorgung.

Fazit von Klaus-Georg Franke, Ortsbrandmeister Bienenbüttel:

Es ist deprimierend, wenn man lange nach dem verunfallten Hubschrauber suchen muss und gleichzeitig weiß, dass jede Hilfe zu spät kommen wird. Man wünscht sich dann optimale technische Ausstattung, obwohl bei Eisgang, trüben kalten Wasser auch der Einsatz von Higtech-Geräten kaum nützt.
Der Einsatz lief im allgemeinen zufriedenstellend ab. Eine Nachbesprechung wird es auf jeden Fall für unsere Feuerwehr geben und ich rege an, dass sich alle verantwortlichen Führungskräfte zu einem Kritikgespräch treffen sollten, damit wir beim nächsten Einsatz noch besser vorbereitet sind!

Einsatzende gegen 20.30 Uhr

 

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